Ich gehörte lange Zeit zu den Menschen, die sich überambitioniert und guter Dinge mit vielen einer ganzen Liste von Vorsätzen ins neue Jahr warfen. Diese Euphorie ist in den letzten Jahren abgeflaut und dieses Jahr habe ich mich bewusst dazu entschieden, auf Neujahrsvorsätze und -feierlichkeiten zu verzichten und es stattdessen langsam anzugehen.
Hier erzähle ich dir, warum.
Die häufigsten Neujahrsvorsätze von Menschen in Deutschland
Neulich kam mir eine repräsentative Umfrage unter, derzufolge sich 40% der Befragten (fast 60.000 Erwachsene in Deutschland) fürs neue Jahr wünschten, Stress abzubauen. Dicht gefolgt von dem Wunsch, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen.
Beruflich weiterzukommen (17%) und abzunehmen (20%) rangierte weit dahinter. Und ebenso gaben nur 17% an, gar keine Vorsätze zu haben.
Ich gehörte lange Zeit zu den Menschen, dem neuen Jahr mit vielen guten Vorsätzen und Absichten entgegenblickten. Meist hatten meine Neujahrsvorsätze damit zu tun, einen bewussteren Umgang mit Dingen und Situationen zu finden oder schlechte Angewohnheiten abzulegen.
Tatsächlich hat sich mein Lebenswandel in den letzten 10 Jahren extrem verändert: ich rauche nicht mehr, trinke extem selten Alkohol, ernähre mich viel länger noch vegetarisch, bewege mich viel mehr als früher und achte insgesamt mehr auf meine Gesundheit und innere Balance, sowie meinen Umgang mit meinen Mitmenschen.
Doch nichts davon habe ich mir über Nacht bzw. Neujahr angeeignet. Vielmehr handelte es sich um Prozesse, die sich teilweise schleichend vollzogen und, im Fall des Rauchens, musste ich auch einige Rückfälle durchlaufen, bevor ich wirklich die Gründe hinter meinem Verhalten verstehen und mich vollkommen davon lösen konnte (Anm.: ich bin mittlerweile sieben Jahre rauch- & nikotinfrei! 🥳).
Sind Neujahrsvorsätze nur halbherzige Lippenbekenntnisse?
Als ich die Umfrage las, war ich verwundert, dass lediglich 17%, also nur jeder sechste ganz ohne Vorsätze ins neue Jahr startet. Oder anders ausgedrückt: 5 von 6 Personen haben Neujahrsvorsätze, obwohl die wenigsten diese langfristig umsetzen.
So ist es kein Geheimnis, dass Fitnessstudios im Januar die höchsten Monatsumsätze einfahren. Zum Leid jener, die das ganze Jahr über dort trainieren, sind die Studios in den ersten Wochen des Jahres poppelvoll, bis die ersten Ende Januar schließlich wieder das Handtuch werfen.
Wenn meherer Personen zur gleichen Zeit etwas anpacken, so erzeugt dies eine kollektive Energie, die in Veränderungsprozessen eine enorme Stütze darstellen kann. Der Grund, warum so viele Menschen an ihren Neujahrsvorsätzen scheitern, liegt meiner Meinung nach unter anderem daran, dass diese kollektive Energie zu Neujahr eigentlich total fehlt und stattdessen ein kollektives Lippenbekenntnis zelebriert wird. Das Scheitern ist miteingeplant und gehört fast zum jährlichen Ritual mit dazu, wie „Dinner for One“ am Silversterabend. Dementsprechend halbherzig und auch unvorbereitet gehen die meisten Menschen ihre Neujahrsvorsätze an.
Fast so, also sei es eine Frage von Neujahrsglück, ob es dieses mal gelingt oder nicht – versucht hat man es zumindest (wieder) mal. Wer jedoch wirklich eine Veränderung erzielen möchte, der benötigt die Bereitschaft, sich auf unbequemes Terrain vorzuwagen. Und das kostet Energie.
Der richtige Zeitpunkt zählt
Ein weiterer Grund, warum ich nichts mehr von Neujahrsvorsätzen halte, oder zumindest nicht davon, diese gleich im Januar umzusetzen, ist, dass den meisten Menschen im Januar die notwendige Energie für Veränderungen eigentlich fehlt.
Draußen ist es kalt und ungemütlich, Weihnachten war vielleicht schön, für viele aber auch anstrengend, vor uns liegen noch mindestens drei volle Monate mit wenig Sonnenlicht und einer schwindenden Erinnerung daran, wie es sich anfühlt, wenn einem diese auf die Haut scheint und unseren Stoffwechsel in Gang bringt. All dies erschwert Veränderungen.
Wieso wir überhaupt Neujahr mitten im Winter feiern
Dass wir den Jahreswechsel mitten im Winter zelebrieren geht auf die Entscheidung von Papst Innozenz XII. zurück. Er rief zugleich den 31. Dezember als Heiligentag von Silvester I. aus, einem ehemaligen römischen Bischof. Möglicherweise war dies eine strategische Entscheidung, um heidnischen Brauchtümern Bedeutung zu entziehen, die im Frühjahr rund um das Wiederaufblühen der Natur, stattfanden. Nicht ganz geglückt, wenn man die Symboliken rund um Ostern studiert, aber das ist eine andere Geschichte…
In jedem Fall folgte die Entscheidung, das neue Jahr mittem im Winter bzw. auf der Südhalbkugel im Hochsommer auszurufen, mehr kirchenpolitischen Interessen und interner Logik, denn einem gemeinschaftlich orientierten, höheren Sinn.
Was können wir aus der Geschichte rund um Silverster lernen?
Falls du dieses Jahr Großes vorhast und dir langanstehende Veränderungen wünschst, dann würde ich dir raten, diese nicht halbherzig anzugehen, sondern dir optimale Startbedingungen dafür zu schaffen und dir auch gut zu überlegen:
- Wann ist FÜR MICH ein guter Zeitpunkt für diese Veränderung?
- Was brauche ich, damit ich trotz etwaiger Rückschläge dranbleibe?
Ich persönlich habe mehrmals die Erfahrung gemacht, dass mir die aufkeimende Energie im Frühling und sich setzende Energie im Herbst enorm hilft, Veränderungen nicht nur in Gang zu bringen, sondern diese auch mit Nachhaltigkeit zu etablieren. Den Winter hingegen können wir dazu nutzen, um unsere Energiereserven mit viel Schlaf und Erholung so richtig aufzufüllen. Ein ausgeglichenes Nervensystem und ausreichendes Schlafpensum liefern dir den Treibstoff, den du brauchst, um im Frühjahr dann so richtig durchzustarten. Falls du das möchtest 😉
Und falls bei dir, wie bei 40% der Befragten aus der Umfrage ohnehin Stressabbau ganz oben auf deiner Liste steht, dann ist der Winter jetzt, wo auch Flora und Fauna schlafen, ideal dafür.
Tipp: Im Januar Monatsprogramm auf HOME beschäftigen wir uns unter anderem damit, wie wir die Schlafqualität verbessern können und du lernst verschiedene Spielarten des Yoga und anderer körperorientierter Ansätze für ein glückliches und ausgewogenens Nervensystem kennen.